Sehr geehrte Frau Trelle, sehr geehrte Redakteure und Mitarbeiter des WDR in Siegen, liebe Demo Teilnehmer und Siegener Bürger am Bahnhof,
heute gilt mein Brief den Friedensbemühungen in dieser Zeit der Kriegspropaganda. Die Plakate „Wie wär’s mit dem Ausbruch eines ersten Weltfriedens“ und „Redakteure wir brauchen Euch“ habe ich heute nochmal mitgebracht, um daran zu erinnern, was die ÖRR-Redaktionen heute für eine historische Aufgabe haben, damit wir ohne Angst und Schrecken in die Zukunft blicken können.
Erinnern wir uns an die Zeit, als das Grundgesetz am 23.Mai 1949 verabschiedet wurde. Es waren die damaligen Politiker, die überwiegend den ersten und zweiten Weltkrieg selbst miterlebt haben, und die sich geschworen hatten, so etwas hier nicht noch einmal erleben zu müssen. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, nie wieder Krieg und nie wieder Hunger zu erleiden. Als Kind erinnere ich mich noch daran, dass in den Folgejahren die Männer ihren Hut gezogen haben, wenn Sie auf der Straße jemandem begegneten, um sich gegenseitigen Respekt zu zeigen, was in den Kriegsjahren abhandengekommen war. Heutzutage würde eine solche freundliche Geste eher Gelächter auslösen.
Am 9. Juni 1950 gründeten dann die Landesrundfunkanstalten die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland – kurz ARD. Auch die Texte in den damaligen Verträgen waren so formuliert, wie im Presse Kodex und dem Medienstaatsvertag festgehalten, dass eine unabhängige, faire, sachliche und vielfältige Berichterstattung das Wichtigste war, in Frieden leben zu können und jeglicher Propaganda einen Riegel vorzuschieben.
Schauen wir uns die heutige Zeit an. Nachdem nun fast 80 Jahre vergangen sind seit dem 2. Weltkrieg, gibt es nur noch wenige Menschen, die uns über ihre
eigenen schrecklichen Kriegs-Erfahrungen berichten können und deshalb scheint das alles in Vergessenheit zu geraten. Unsere Regierungspolitiker rufen aktuell dazu auf, wieder kriegstüchtig zu werden. Es gibt sogar Wahnsinnige, die zu atomaren Mitteln greifen wollen, was das Ende der Menschheit bedeutet.
Wir stehen hier und heute, und das schon regelmäßig seit einem Jahr, vor Ihrem Sender und setzen uns für den Frieden ein, kritisieren Waffenlieferungen in Krisengebiete, rufen zu Friedensverhandlungen auf und fordern Sie auf, uns dabei zu unterstützen. Es gibt für uns nichts Wichtigeres als darum zu kämpfen, dass endlich alle Kriege beendet werden. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Kindern, die zunächst die Liebe in sich haben, bis sie von den Erwachsenen in andere Richtungen gelenkt werden.
Ich habe kürzlich ein sehr schönes Lied von Kindern gehört mit dem Refrain: Ich habe Liebe zu verschenken. Ich habe Frieden zu verschenken und Ich habe Freude zu verschenken. Das hat mich tief berührt und darin bestärkt, weiter auf die Straße zu gehen und für den Welt-Frieden zu werben bzw gegen die Unmenschlichkeit des Abschlachtens in Kriegen zu demonstrieren.
Der Weltfrieden sollte auch ein Thema in Ihrem Regionalsender sein, weil es uns alle betrifft, auch in der Siegener Bevölkerung. Ein Hinweis in Ihrer „Lokalzeit Südwestfalen“, dass sich Friedensaktivisten jeden Montag in der Siegener Innenstadt treffen, wäre ein guter Anfang in die richtige Richtung.
Wenn Sie dazu nicht bereit sind, würde mich Ihre Begründung der Nichtbeachtung von friedlichen Protestanten interessieren.